Montag, 5. Dezember 2011

Wo die Engel tanzen

Der folgende Text entstand im Rahmen des Adventkalenderwettbewerbes auf HSW :)


Wo die Engel tanzen


Als ich langsam in meinen Körper zurücktauche, ist das Erste, das meinen Blick streift sanftes Blau. Doch diese tiefe Ruhe wandelt sich in einen stürmischen Ozean voller Verbitterung und Trauer. Dunkler Nebel legt sich wie ein Schleier über die Augen meiner Mutter. Ab dem ersten Atemzug spüre ich ein züngelndes Brennen tief in mir, das mir klarmacht, dass hier etwas gewaltig schief läuft. Ich versuche einen klaren Gedanken zu fassen und blinzle angestrengt. Da sehe ich sie. Verwandte, Freunde und Bekannte – gehüllt in einen Hauch von Schwarz. Langsam und schwerfällig blicke ich mich um. Weißes Marmor drängt sich in meinen Kopf. Tänzelnde Buchstaben flackern vor meinen Augen auf, fordern mich spöttisch heraus und verhallen zu einem bitteren Lachen. Wie von selbst setzen sich meine Füße in Bewegung und der Kies unter mir gibt ächzend nach. Ich schreite auf
meine Mutter zu und beginne zu laufen. Mein Atem wird schwerer, mein Körper fängt Feuer. Schluchzend graben sich die Finger meiner kleinen Schwester in das Kleid meiner Mutter. Amalia. Als ihr Blick mich erreicht, stockt sie und ihr winziger Körper erzittert. Heiße Tränen strömen ihre Wangen hinab.
„Mami, Mami! Ich seh‘ ihn.“
Sanft und verschwörerisch haucht sie meinen Namen „Dylan“. Behutsam dreht mir meine Mutter den Rücken zu, kniet sich nieder, um Amalia in die Augen blicken zu können. Trotz des Flüstertons der beiden, säuselt der Wind in mein Ohr: „Schätzchen, ich wünsch mir doch auch so sehr, dass er wieder zurück kommt-“ Ihre sonst so feste Stimme bricht ab. „..ich versprech dir…eines Tages tanzen wir mit deinem Bruder und den Engeln, die jetzt auf ihn auf passen.“

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